In exklusiver Lage mitten im Herz der bayerischen Landeshauptstadt sind die Münchner Kammerspiele beheimatet. Das 1901 fertiggestellte Schauspielhaus verfügt über vier Spielstätten. Im Haus existiert ein Dante-Netzwerk, angebunden sind auch eine Edit-Suite sowie alle Regieräume, die mit modernen Digitalpultkonzepten aus deutscher Fertigung ausgestattet sind.
„Die so genannte Hochsprache wird bei Aufführungen in den Münchner Kammerspielen kaum noch verwendet, da sie für unsere Ohren heutzutage arg gestelzt und auch ein wenig veraltet klingt“, berichtet Tonmeister Wolfram Schild. „Die Bühnenakteure unterhalten sich bei Aufführungen meist in Umgangssprache, und die Sprachbeiträge haben vielfach einen privaten Charakter angenommen. Letzteres ist ein zentraler Grund, weshalb bei uns im Haus Mikroports eingesetzt werden: Es geht nicht in erster Linie darum, die Stimmen laut zu machen, sondern die Sprache in all ihren Nuancen zum Publikum zu transportieren. Selbstverständlich gibt es außerdem immer wieder Situationen, in denen Stimmen über einem musikalischen Hintergrund platziert werden und trotzdem gut verständlich sein müssen. Weiterhin kommt es vor, dass die elektroakustische Verstärkung zwar nicht unbedingt als solche wahrnehmbar sein soll, dennoch aber entscheidend zur Textverständlichkeit beiträgt, wenn sich sprechende Bühnenprotagonisten beispielsweise aus dramaturgischen Gründen vom Publikum abwenden.“
Schild benutzt den Begriff Mikroport, wenn von drahtloser Audiosignalübertragung die Rede ist. „In unseren Häusern werden Wireless-Systeme von Sennheiser bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten eingesetzt“, berichtet Schild. „Zeitgemäße Digitalvarianten haben unsere bewährten analogen Funkstrecken inzwischen weitgehend abgelöst. Im Schauspielhaus haben wir vor etwa dreieinhalb Jahren Produkte aus der Sennheiser Serie 5000 durch Digital 6000 Systeme ersetzt. Vergleichbar sind wir im Sommer 2021 in der Therese-Giehse-Halle verfahren.“
Laut Schild waren die Komponenten der Serie 5000 nach zwei Dekaden im Dauereinsatz in die Jahre gekommen. „Diese Sennheiser Serie 5000 ist großartig und eigentlich auch unkaputtbar, aber die stetig zunehmende Auslastung des verfügbaren Frequenzspektrums hat uns in den letzten Jahren immer mehr Probleme bereitet. Unsere Häuser befinden sich mitten in der Münchner Innenstadt, und wenn in einem der nahegelegenen Hotels größere Events mit Funktechnik stattfinden, macht sich das bei uns bemerkbar. Wir haben daher nach einer Drahtloslösung gesucht, die frei durchstimmbar und resistent gegen Einstreuungen ist.“ Die Sennheiser Digital 6000 Systeme konnten sich dann gegen andere Marktteilnehmer durchsetzen. Die in den Münchner Kammerspielen vorhandenen analogen Sennheiser Drahtlossysteme wurden nach der Umrüstung nicht veräußert, sondern finden heute auf den Probebühnen Verwendung.
Im Schauspielhaus der Münchner Kammerspiele können Inszenierungen auf 20 digitale Drahtloskanäle respektive zehn EM 6000 Doppelempfänger zurückgreifen. In der Therese-Giehse-Halle sind zwölf digitale Drahtloskanäle verfügbar. Im Werkraum verrichten Komponenten aus der analog arbeitenden Sennheiser Serie ew 500 G3 ihren achtkanaligen Dienst, wobei bereits laut über einen in näherer Zukunft zu vollziehenden Wechsel auf die digitale Ebene nachgedacht wird.
Die insgesamt 32 in den Münchner Kammerspielen verfügbaren Digitalkanäle werden mit kompakten SK 6212 Taschensendern genutzt. Verfügbar sind weiterhin vier SK 6000, die kombiniert mit einer Adapterkonstruktion verwendet werden, um konventionelle Mikrofone ähnlich wie mit einem SKP-Aufstecksender drahtlos betreiben zu können. Die Speziallösung („P48 Phantom Power Adapter for SK 6000/9000“) mit XLR-Anschluss samt Lock-Ring stellt 48 Volt Phantomspeisung bereit und ist inzwischen auch für die deutlich kleineren SK 6212 verfügbar.
Als Mikrofone werden in den Münchner Kammerspielen bevorzugt Sennheiser MKE 1 (Kugel) eingesetzt. Sennheiser Kondensator-Kopfbügelmikrofone des Typs SL Headmic 1 SB sind ebenfalls vorhanden und warten in Rack-Schubladen mit eigens angefertigten Schaumstoffeinlagen auf ihren Einsatz.
Zu den Taschensendern gesellen sich im Schauspielhaus acht Handsender SKM 6000. Sechs SKM 6000 liegen in der Therese-Giehse-Halle bereit. Die Handsender sind allesamt mit Neumann KK 205 Kondensator-Kapselköpfen (Superniere) bestückt. „Bezüglich der Robustheit von Hand- und Taschensendern konnten wir bislang nur gute Erfahrungen sammeln“, konstatiert Wolfram Schild. „Die professionellen Systeme aus dem Portfolio von Sennheiser haben sich im rauen Theateralltag immer schon bestens bewährt, und die Digital 6000 Systeme bilden diesbezüglich keine Ausnahme. Sollte es doch einmal Probleme geben, wenden wir uns vertrauensvoll an den Sennheiser Service in Barleben, der uns bislang stets kompetent und schnell geholfen hat.“
Alle Sennheiser-Empfänger EM 6000 sind in den Münchner Kammerspielen redundant über Primary und Secondary Port an das im Haus vorhandene Dante-Netzwerk angebunden. Für zusätzliche Betriebssicherheit sorgt der Umstand, dass die Port-Ausgänge separat über unterschiedliche Switches geführt werden. Die Gesamtlatenz des digitalen Audio-Verbunds bewegt sich laut Wolfram Schild trotz aufwendiger FIR-Filterung der Lautsprecherwiedergabe in einem vertretbaren Rahmen und macht sich im Live-Kontext nicht störend bemerkbar.
Gemischt werden die Audiosignale in Polaris evolution Systemen der Salzbrenner media GmbH. Neben zahlreichen weiteren Vorzügen bieten die modernen Mischpultkonzepte die Möglichkeit, unter Einsatz eines Add-ons auf ihren Touchdisplays ausgesuchte Parameter der Sennheiser Drahtlossysteme (Serie 2000, Serie 6000, Serie 9000) anzuzeigen, wie es sonst bei einem Einsatz der WSM-Software („Wireless System Manager“) auf externen Monitoren möglich wäre. „Es ist ungemein hilfreich, Informationen wie beispielsweise die Restlaufzeit von Akkus oder NF- und HF-Pegel direkt im zugehörigen Mischpultkanal angezeigt zu bekommen“, berichtet Wolfram Schild aus der Praxis. Aufgrund der komfortablen Kontrollmöglichkeiten am Pult kommt die WSM-Software im Haus nur noch sporadisch zum Einsatz.
Die Sennheiser-Systeme Digital 6000 der Münchner Kammerspiele wurden von Systemausstattern geliefert; Einbau und Inbetriebnahme der Drahtlossysteme erfolgten durch die Tonabteilung des Hauses.
Zu den klanglichen Vorzügen der digitalen Drahtlosübertragung gehört ein gegenüber analogen Sendestrecken verringertes Rauschen. „Die digitale Übertragung klingt unglaublich sauber, selbst wenn viele Kanäle offen sind“, hat Schild festgestellt. „Darüber hinaus hat man als Tonschaffender bemerkenswert viel Headroom zur Verfügung, was in unserem Produktionsalltag mit wechselnden Tonleuten komfortabel ist, da wir mit standardisierten Gain-Einstellungen arbeiten können. Den Gain-Parameter fassen wir inzwischen eigentlich nur noch an, wenn ausnahmsweise einmal statt Mic-Pegel ein Line-Signal per Sender übertragen werden soll. Die digitale Sennheiser-Drahtlostechnik ist analogen Übertragungskonzepten nach meinem Dafürhalten unter quasi allen Gesichtspunkten klar überlegen.“