Im Rahmen der Vorbereitung auf die UEFA EURO 2024 wurde die Host City Stuttgart von 2bdifferent umfassend unterstützt, um die Nachhaltigkeitsvorgaben der UEFA zu erfüllen und nachhaltige Eventmanagement-Praktiken zu implementieren.
Zwischen 2021 und 2024 stand 2bdifferent der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbH & Co. KG beratend zur Seite. Im Jahr 2021 führte 2bdifferent eine umfassende Nachhaltigkeitsanalyse des Geschäftsbetriebes der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft durch und organisierte Workshops zum nachhaltigen Eventmanagement für deren Team. Im darauffolgenden Jahr wurden Workshops zur Entwicklung eines Leitbilds für die Host City Stuttgart durchgeführt. Im Jahr 2023 entwickelten die Berater von 2bdifferent Kriterien für nachhaltige Beschaffung sowie ein Ausschreibungskonzept zur Nachhaltigkeit für Lieferanten und Dienstleister. Zusätzlich wurden Lieferanten und Dienstleister hinsichtlich ihres Nachhaltigkeitsstatus bewertet und ausgewertet. Diese Maßnahmen bilden die Grundlage für eine nachhaltige Ausrichtung der UEFA EURO 2024 in Stuttgart und tragen wesentlich dazu bei, dass die Europameisterschaft zu einem umweltfreundlichen und sozial verantwortlichen Großereignis wird.
Der StageReport hat dazu Thomas Pollak befragt. Thomas Pollak ist verantwortlicher Gesamtprojektleiter für die UEFA EURO 2024 bei der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft.
StageReport: Herr Pollak, was ist für die UEFA EURO 2024 geplant? Was können wir in der Host City Stuttgart und im Stadion erwarten?
Thomas Pollak: Stuttgart darf sich auf vier Gruppenspiele und ein Viertelfinale freuen. Das ist natürlich eine große Herausforderung. Stuttgart feiert in der Innenstadt ein großes Fan Festival, zudem rückt die Arena in den Mittelpunkt des Interesses. Nach dem letzten Bundesligaspiel hat die UEFA die Arena übernommen und wird sicherstellen, dass das Stadion und alle Abläufe den hohen Standards der Europameisterschaft entsprechen. Das bedeutet, dass viele Abläufe angepasst werden, damit sie den internationalen Anforderungen der UEFA EURO 2024 gerecht werden.
Während der UEFA Euro 2024 werden andere Zielgruppen ins Stadion kommen als bei einem Bundesligaspiel und Besucher aus verschiedenen Ländern länger in der Stadt bleiben. Deshalb wird in der Host City Stuttgart ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm angeboten. Dies umfasst vier Fanzonen mit verschiedenen Aktivitäten, um den Aufenthalt der Gäste so angenehm wie möglich zu gestalten.
Zu den Maßnahmen zählen aber auch entsprechende Überlegungen hinsichtlich Mobilität und Sicherheit. Wo kommen die Besucher her, wie reisen sie an, wie sind die Laufwege.
StageReport: Welche spezifischen Vorbereitungen sind in der Host City geplant, um die Besucher zu unterhalten?
Thomas Pollak: Wir haben in Stuttgart umfassende Vorbereitungen getroffen, um den Besuchern ein vielseitiges Fanerlebnis zu bieten. Heute spricht man dabei ja von der Spectator Experience. Hierzu wurden vier Fan Zonen inklusive einem großem Public Viewing auf dem Schlossplatz eingeplant. Um den Aufenthalt der Besucher angenehm zu gestalten, haben wir verschiedene gastronomische Einrichtungen, Mitmachaktionen und Sponsorenpräsentationen geplant. Der Schillerplatz wird beispielsweise mit regionalen Speisen und Getränken ausgestattet, darunter schwäbischen Spezialitäten wie Linsen und Spätzle, Maultaschen und Weinschorle. Auch Bier wird natürlich angeboten.
StageReport: Wie sieht es mit Aktivitäten für die Besucher aus?
Thomas Pollak: Neben dem großen Public Viewing auf dem Schlossplatz für rund 30.000 Gäste planen wir auf dem Marktplatz einen Soccer-Court. Auf dem Kleinspielfeld finden in Zusammenarbeit mit dem Württembergischen Fußballverband verschiedene Turniere statt, einschließlich inklusiver Formate. Es wird zudem eine ‚Containerburg‘ geben, die verschiedene Ausstellungen beherbergt, darunter möglicherweise auch eSports-Aktivitäten mit Fokus auf Fußball. Am Karlsplatz installieren wir zudem einen Beach-Soccer-Platz. Auf dem Karlsplatz werden ausschließlich vegetarische und vegane Speisen angeboten. Zudem gibt es dort einen Bereich für Volunteers, die sich zurückziehen und austauschen können. Insgesamt zielen diese Maßnahmen darauf ab, den Aufenthalt der Besucher so angenehm und unterhaltsam wie möglich zu gestalten.
StageReport: Wie wird die Stadt Stuttgart auf die UEFA EURO 2024 vorbereitet?
Thomas Pollak: Wir haben Maßnahmen geplant, um die Stadt im UEFA Euro 2024-Ambiente zu präsentieren. Dazu gehört das sogenannte Host City Dressing, bei dem wir die Stadt entsprechend dekorieren. Auf der Königstraße wird ein großer Stuttgart-Schriftzug installiert, und auf dem Marktplatz steht ein übergroßer Europameisterschaftspokal mit einer Countdown-Uhr. Wir arbeiten eng mit Hotellerie und Gastronomie zusammen, um sicherzustellen, dass ausreichend Personal vorhanden ist und die Gäste in mehreren Sprachen, insbesondere Deutsch, Englisch und Französisch, bedient werden können. Unsere Qualitätsoffensive zielt darauf ab, alle Beteiligten bestmöglich auf die UEFA EURO 2024 vorzubereiten.
StageReport: Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Ökologie bei der UEFA EURO 2024?
Thomas Pollak: Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema, und wir haben in die Planung und Entwicklung entsprechender Maßnahmen und Prozesse viel Energie investiert – unterstützt durch die Nachhaltigkeitsberatung 2bdifferent. Entstanden ist unter anderem ein umfangreiches Entsorgungskonzept, das Müllvermeidung und Recycling umfasst. Beispielsweise setzen wir auf Mehrwegbechersysteme und vermeiden Einwegmaterialien, wo immer es möglich ist. Auch bei der Gastronomie achten wir darauf, Müll zu reduzieren, indem wir unnötige Verpackungen vermeiden. Wir werden ausreichend Recyclingbehälter aufstellen und informieren die Besucher über umweltfreundliches Verhalten. Zusätzlich werden Trinkwasserbrunnen in den Fanzonen installiert, und bei extremen Temperaturen werden wir kostenlos Wasser verteilen, um sicherzustellen, dass alle Besucher gut versorgt sind.
StageReport: Welche speziellen Herausforderungen und Erwartungen gibt es seitens der UEFA?
Thomas Pollak: Die UEFA hat von Anfang an betont, dass die UEFA EURO 2024 die nachhaltigste Europameisterschaft aller Zeiten werden soll. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass Teams in geografischen Clustern spielen, um Reisebewegungen zu minimieren. Es wird angestrebt, dass Mannschaften nicht unnötig zwischen weit entfernten Spielorten reisen müssen. Einige Teams werden mit dem Zug reisen, was logistische Herausforderungen mit sich bringt, aber wir haben Lösungen gefunden, um dies sicher und effizient zu gestalten. Ein gemeinsames Verständnis zwischen UEFA, Bundesregierung und DFB betont die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Menschenrechten. Wir arbeiten eng mit diesen Partnern zusammen, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen.
StageReport: Was bleibt nach der UEFA EURO 2024? Welche langfristigen Auswirkungen erwarten Sie?
Thomas Pollak: Nach der Europameisterschaft wollen wir die gewonnenen Erkenntnisse und Maßnahmen nachhaltig in die Organisation von Großveranstaltungen in Stuttgart integrieren. Es werden nach dem Event eine Impact-Studie und eine Klimabilanz entstehen, um die erreichten Fortschritte zu analysieren und weiter voranzutreiben. Unser Ziel ist es, die Standards in Bezug auf Nachhaltigkeit und Ökologie auch in Zukunft zu halten und sogar weiter zu verbessern. Schon jetzt haben wir bei Veranstaltungen wie dem Stuttgarter Frühlingsfest begonnen, nachhaltige Praktiken zu integrieren, wie zum Beispiel die Nutzung eines Becherspüldienstes vor Ort – um unnötige Transporte zu vermeiden. Diese Maßnahmen werden wir weiterentwickeln und ausbauen, um bei zukünftigen Großveranstaltungen noch umweltfreundlicher zu agieren.
StageReport: Welche Rolle spielt für die Vorbereitung der UEFA EURO 2024 die Zusammenarbeit mit dem Bund und anderen Städten?
Thomas Pollak: Die Zusammenarbeit mit dem Bund, insbesondere dem Bundesministerium des Innern und für Heimat, sowie anderen Städten und der UEFA ist essenziell. Gemeinsam arbeiten wir an nationalen Konzepten für Mobilität und Sicherheit, die sicherstellen, dass alle Beteiligten gut koordiniert sind. Diese Zusammenarbeit führt dazu, dass wir ein einheitliches und effektives Konzept haben, das auf die Bedürfnisse aller Beteiligten eingeht. Es gab nationale Mobilitäts- und Sicherheitskonzepte, die die Anforderungen der Städte berücksichtigen und deren Inputs integriert haben. Diese Zusammenarbeit ist essentiell für den Erfolg der Veranstaltung.
StageReport: Wie sieht das Volunteer-Programm aus?
Thomas Pollak: Das Volunteer-Programm für die UEFA EURO 2024 ist weltweit ausgeschrieben worden, und wir haben eine überwältigende Resonanz erhalten. Insgesamt gab es 140.000 Bewerbungen für 16.000 Volunteer-Positionen in den zehn Host Cities. Erstmalig gibt es ein gemeinsames Volunteerprogramm zwischen Stadion und Stadt. Die Volunteers kommen aus aller Welt, einschließlich Mexiko, Kanada und Australien. Dieses internationale Engagement zeigt die globale Bedeutung der UEFA EURO 2024. Die Volunteers werden eine wichtige Rolle dabei spielen, die Veranstaltung zu einem Erfolg zu machen, indem sie in verschiedenen Bereichen unterstützen und für eine – hoffentlich – großartige Atmosphäre sorgen.
StageReport: Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.