Die mehrwöchige Sommer-Konzertreihe „BBC Proms“ findet überwiegend in der Royal Albert Hall statt, ergänzt durch Kammermusik-Konzerte in der Cadogan Hall, die „Proms in the Park“ Events in ganz Großbritannien sowie das Abschlusskonzert „The Last Night of the Proms“. 2018 feierte das L-ISA Hyperreal Sound System seine Proms-Premiere und versetzte die Zuschauer in der Royal Albert Hall in eine immersive Audio-Umgebung.
Für die Implementierung von L-ISA zeichnete Delta Live aus der Delta Group verantwortlich, die bereits seit dem Jahr 2000 – damals noch unter dem Firmennamen „Sound by Design“ – die Beschallung der Proms übernehmen. Stephen Hughes, Delta Account-Director, ist seit 2004 durchgehend dabei und kennt die Royal Albert Hall. Seitdem hat Hughes zahlreiche Stereo-Systeme in der Spielstätte eingerichtet.
„Die Royal Albert Hall ist akustisch nicht ganz unproblematisch. Über die Jahre haben wir unsere Systemdesigns immer wieder überarbeitet und angepasst. Zuletzt waren wir bei einem K2-System von L-Acoustics angelangt, um die kritischen Raumreflexionen so gut wie möglich in den Griff zu bekommen“, erläutert Hughes. „Die Resultate waren überzeugend, aber mit L-ISA hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass wir nicht mehr gegen den Raum ankämpfen mussten.“ Dieser Eindruck basiert auf dem Systemdesign: Da sich die Energie zwischen den Lautsprechern gleichmäßig verteilt, „konnten wir die Schallverteilung optimal bewerten“, so Hughes weiter. „Das Ergebnis war ein überragendes Hörerlebnis. De facto möchte ich gar nicht mehr zurück zu einem konventionellen Stereo-System, insbesondere in einem runden Saal wie diesem. Mit L-ISA hat man für diese und vergleichbare Umgebungen das passende System.“
Die L-ISA Konfiguration von Delta für die Royal Albert Hall bestand aus fünf Arrays mit jeweils 15 Kara-Systemen, im gleichen Abstand über die Bühne verteilt, sowie vier zentral geflogenen KS28 Subwoofern. Dank dieser Anordnung sitzen 60 Prozent der Zuschauer in der „L-ISA-Zone“ – derjenige Abdeckungsbereich, der umfassend vom immersiven Hyperreal-Klangbild profitiert. Die weiteren Zuschauerbereiche werden von einem konventionellen Mono-Fillsystem abgedeckt. „Das ist ein exzellenter Wert für diesen Saal – insbesondere, wenn man berücksichtigt, dass wir durch die Position der Rigging-Punkte eingeschränkt waren“, erläutert Hughes.
Neben je einem X12 an den Bühnenseiten platzierte Delta vier X8 entlang der Bühnenkante als Frontfills für die ersten Zuschauerreihen.
Gemischt wurde die Show über eine DiGiCo SD5 unter Zuhilfenahme von L-ISA Desk Link. Das native Konsolen-Interface ist direkt mit dem L-ISA Controller verbunden und spielt die Signale auf den L-ISA Prozessor aus – für Hughes ein intuitiver und flexibler Workflow: „Die SD5 und L-ISA Desk Link haben unglaublich gut harmoniert. L-ISA bietet jede Menge Anpassungsmöglichkeiten. Dank der 96 Eingänge verschwendet man eigentlich keine Gedanken an das kompromissbehaftete Gruppieren von Signalen. Indem man einzelne Sektionen eines Ensembles auf unterschiedliche Hangs verteilen kann, erhält man zudem eine ganz andere akustische Perspektive. Darüber hinaus wirkt das gesamte Klangbild deutlich aufgeräumter und durchzeichneter.“
Als Beispiel nennt Hughes die Prom 23-Ausgabe, für die der Reggae- und Dancehall-Produzent Mista Savona unter dem Motto „Havanna Meets Kingston“ eine Mischung aus Roots Reggae, Dub und Dancehall sowie Cuban Son, Salsa, Rumba und Afro-Cuban auf die honorige Bühne brachte.
„Um uns einen Live-Eindruck von der Musik zu verschaffen, hatten wir uns das Ensemble vorab auf dem Womad Festival angesehen“, so Hughes. „Dort hing ein konventionelles Stereo-System und wir merkten schnell, dass die Trennschärfe der Vocals alles andere als optimal war und einen regelrechten Kampf mit den anderen Signalen in den Hangs vollführen musste. In der Royal Albert Hall hatten wir bislang immer Probleme damit, eine einzelne Stimme hörbar zu machen, sobald der Applaus aufbrandete. Mit L-ISA konnten wir die Vocals fest in der Mitte positionieren und das restliche Ensemble um diesen zentralen Punkt herum anordnen. Auf diese Weise konnte man zum Beispiel jedes Wort des recht leise sprechenden Keyboarders verstehen, auch wenn 5.000 Menschen parallel dazu klatschten und jubelten – absolut außergewöhnlich für eine PA-Beschallung.“
Da zahlreiche Wedges eingesetzt wurden, war die Bühne zudem extrem laut. „Normalerweise würde man das FoH-System aufdrehen, um die Bühne zu übertönen. Dank der L-ISA Technologie fühlte sich das Nebeneinander von PA und Monitoring nicht wie ein Kampf an, sondern wie ein sich ergänzendes Zusammenspiel.“ Auf diese Weise musste das Team den Raum akustisch nicht überfrachten und hatte keine Probleme, einen transparenten Mix zu erstellen.
Auf der diesjährigen Tonmeistertagung vom Mitte November in Köln können Besucher L-ISA in Aktion zu erleben. Im Demoraum D zeigt L-Acoustics täglich in mehreren Vorführungen, wie das L-ISA Immersive Hyperreal Sound-System funktioniert und welche einzigartigen Möglichkeiten sich für Live-Tontechniker und Systemdesigner ergeben. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.
Info: www.l-acoustics.com
L-Acoustics Installationen in der Royal Albert Hall (Fotos: James Cumpsty)