Angesichts der Pandemiefolgen und der Erkenntnisse aus der zurückliegenden politischen Arbeit empfiehlt der Vorstand des Famab seinen Mitgliedern eine Neuerfindung des etablierten Querschnittverbands. Bei der Mitgliederhauptversammlung Anfang Juli sollen eine neue Struktur und ein neuer programmatischer Name für eine umfassende Öffnung dieser Brancheninstitution sorgen.
Den Gesamtsektor Veranstaltungsbranche hat die Pandemie in nie dagewesener Härte getroffen. Dies erfordere einen Wandel der Interessenvertretung. Der Famab wolle diesen Entwicklungen nicht bloß folgen. Die Interessenvertretung solle stattdessen voranschreiten, prägen und beeinflussen zu Gunsten aller in der Branche. Die Handlungs- und Denkrichtung laute daher fwd: – vorwärts!, heißt es aus dem Verband.
Vor dem Hintergrund des Lockdowns, den daraus resultierenden Konsequenzen für die Branche und mangelndem politischen Einflusses müsse etwas Neues entstehen: Eine Institution, die die sechstgrößte Branche gegenüber Bund und Ländern als Schlüsselwirtschaftssektor repräsentiert. Die nicht nur die fachliche Bandbreite der Eventindustrie abdeckt, sondern die auch eine flexible Organisation bietet, die für die 90 Prozent verbandlich nicht engagierten Menschen der Branche offen ist, meint man beim Famab. Dieser vielfältige Wirtschaftszweig müsse von der Gesamtgesellschaft gesehen und anerkannt werden, damit er nie wieder vergessen wird.
„Klar ist: Unsere Branche braucht nicht den x-ten Fachverband. Diese professionellen Gruppen haben ihre volle Berechtigung für facettenreiche Sonderanliegen. Wir wollen stattdessen den neun von zehn Menschen der Veranstaltungswirtschaft eine attraktive Plattform bieten, die bislang keinen Grund hatten, sich zu organisieren. Dafür ist der Famab prädestiniert. Denn er ist die einzige Brancheninstitution, die seit Jahrzehnten den Querschnitt des gesamten Sektors vertritt. Seine schlanke und effektive Organisation stellen wir unserem Wirtschaftszweig zur Verfügung. Es kann kein ‚weiter so‘ geben. Wir müssen für unsere gemeinsamen Bedürfnisse vorwärtsschreiten. Deshalb erfinden wir den Famab unter dem symbolstarken Namen Forward – kurz: fwd: – völlig neu“, sagt Jörn Huber, Vorstandsvorsitzender beim Famab.
Mit flexiblen, niedrigschwelligen Zugangsmöglichkeiten sollen die Kollegen in der Branche da angesprochen werden, wo sie stehen. Und nicht dort, wo sie laut gesetzter Verbandssatzungen stehen sollten.
Agile Strukturen will man implementieren. Deshalb wird fwd: diverse Mitgliedschaftsformen anbieten, um vom Auszubildenden und Soloselbstständigen bis zur Unternehmensgruppe das richtige und individuell gewünschte Maß an Partizipation zu bieten. Themen- und Fokusgruppen sowie Taskforces stehen für alle Akteure offen, die sich aktiver einbringen wollen.
In der Krise haben sich – im Rahmen des Erlaubten – lokal zahlreiche kleine, informelle Zusammenschlüsse gebildet, die regional erfolgreich agierte. Die breite Öffentlichkeit wurde über Demos und Medienarbeit erreicht. Regionalpolitiker wurden auf direktem Wege auf Missstände in Stadt und Wahlkreis hingewiesen. Eine überregionale Organisation sei dennoch unverzichtbar, da die Branche auch auf nationaler und internationaler Ebene Zeichen setzen müsse. Regional- beziehungsweise Ländergruppen im Norden, Osten, Süden und Westen Deutschlands sollen Mitgliedern die Interessenplatzierung bei Zielgruppen auf Lokal- und Landesebene erlauben.
„Die Unternehmen, Akteure und Verbände der Branche sind heterogen und fragmentiert. So ist bislang auch die Interessenvertretung zergliedert. Sie muss jedoch in ihrer Größe geeint sein, um übergreifende politische Anliegen zu erreichen. Keine Untergruppe verfügt über ausreichend Ressourcen, um die gemeinsamen Interessen gegenüber der Politik wirksam zu vertreten. Die bisherige Aufspaltung macht es einer passiven Regierung einfach, denn von kleinen Gruppierungen droht schlicht kein Gegenwind“, erklärt Famab-Vorstand Markus Illing die Motivation. „Unser Wirtschaftszweig darf nicht noch einmal die abgehängte Branche sein. Das Vorhaben fwd: hat das große Potential, die Veranstaltungswirtschaft geeint zu vertreten: vom Soloselbständigen bis zum Mittelständler über alle Disziplinen. Unser gesamter Sektor kann dauerhaft nur durch eine starke Interessenvertretung gegenüber Politik und Gesellschaft repräsentiert werden. Wir empfehlen den Menschen unserer Branche, die sich noch nicht in einem Verein oder Verband organisiert haben, die neue Vereinigung fwd: auf eine der vielfältigen Arten zu unterstützen.“
„Bei allem Wettbewerb, der vor der Pandemie herrschte und auch danach wieder laufen wird: Wenn ausschließlich Teilinteressen betrachtet werden, führt dies bloß zu Verwerfungen, die das Gesamtsystem schwächen. Unsere Branche ist zwar schwer greifbar wegen ihrer vielen unterschiedlichen Akteure und Unternehmen. Doch gerade das ist die zentrale Stärke der Veranstaltungswirtschaft. Es wird uns gelingen, gemeinsam eine Interessenvertretung aufzubauen, die diese ‚Einheit aus Vielfalt‘ widerspiegelt“, meint Famab-Geschäftsführer Jan Kalbfleisch.