Um dem Fachkräftemangel in der Eventbranche zu begegnen, fordert Prof. Dr. Bernd Schabbing von der International School of Management (ISM) bei der Prolight + Sound in Frankfurt einen Strategiewechsel der Branche: Rund ein Viertel der Fachkräfte ist während der Pandemie in andere Branchen abgewandert, zudem musste eine größere Zahl von Dienstleistern ihr Geschäft aufgeben. Für die Event- und Gastro-Branche sei die aktuell schnell steigende Nachfrage nach Freizeitangeboten nun Segen und Fluch zugleich – nach zwei Jahren Krise fehle es am nötigen Personal.
Professor Dr. Bernd Schabbing unterrichtet Eventmanagement und Tourismus an der International School of Management. Der Experte verweist in seinem Vortrag auf der Prolight + Sound auf die Ergebnisse von zwei Studien: Befragt wurden sowohl Arbeitgeber aus der Eventwirtschaft als auch Absolventinnen und Absolventen über ihren Berufseinstieg in die Eventbranche. Dabei zeige sich, dass das Problem nicht nur das schlechte Gehalt, die hohen Arbeitsanforderungen bezüglich Überstunden sowie die Sonn-, Feiertags- und Nachtarbeit sei. Es hake auch grundsätzlich am Image der Branche als wenig wertschätzender Arbeitgeber. Diese Faktoren hätten viele Menschen in der Branche schon vor Corona belastet – und auch dafür gesorgt, dass Absolventen dem Berufseinstieg zurückhaltend gegenüberstehen.
Aus Dr. Schabbings Sicht sind die heute so akut auftretenden Probleme demnach hausgemacht: „Die Branche muss dringend ihr schlechtes Image als Arbeitgeber loswerden – und die Kunden müssen bereit sein, marktfähige Preise für die Leistungen der Eventwirtschaft zu zahlen. Sonst wird der Neustart jetzt im Sommer für Teile der Branche ein echtes Problem.“
Dabei gebe es in der Eventwirtschaft durchaus Anzeichen für einen Sinneswandel. „Das schlechte Image, das der Branche anhaftet, ist stellenweise veraltet. Denn gerade die Corona-Krise hat in der Eventbranche viel bewegt und einige Akteure arbeiten bereits sehr vorbildlich trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen.“ So böten immer mehr Eventagenturen und Dienstleister leistungsgerechte Bezahlung, Überstunden- und Zeitausgleich für Sonderschichten. Auch das Bewusstsein für ein gutes Arbeitsklima, motivierende Führungskräfte, laufende Aus- und Weiterbildungen sowie passende Benefits für Mitarbeiter sei bei den Arbeitgebern deutlich gestiegen.
Einen möglichen Grund dafür sieht Schabbing im wachsenden Einfluss der Generation Y. Seit 2020 stellen die Jahrgänge 1980 bis 2000 die Mehrzahl der Arbeitnehmer. Auch die von ihm vorgestellte Studie zeigt, dass die Generationen Y und Z höhere Ansprüche an die Unternehmen mit Blick auf Work-Life-Balance und Entlohnung stellen. Allerdings hinke das schlechte Image der Branche diesen Veränderungen immer noch hinterher.
„Nach wie vor gibt es auch zu viele Arbeitgeber, die nicht erkannt haben, dass sie sich auch den Erwartungen der potenziellen Mitarbeitenden anpassen müssen – und sich nicht nur dem kostenbezogenen Druck der Auftraggeber beugen sollten. Und: es dauert, bis sich der Imagewandel, wenn man ihn denn einleitet, dann auch rumspricht. Gerade deshalb ist nun keine Zeit mehr zu verlieren“, so Dr. Schabbing.