„Musikwirtschaft wächst und lässt andere wachsen“ – das ist die Kernbotschaft der Studie zur Musikwirtschaft 2024. Erste Ergebnisse zur wirtschaftlichen Leistung und Bedeutung der gesamten Musikbranche wurden schon im September im Rahmen des Musikdialogs Hamburg präsentiert und diskutiert. Der jetzt veröffentlichte Endbericht der Studie zeigt nach Meinung der Initiatoren: In der Musikwirtschaft wachsen alle gemeinsam – denn der positive Trend der Gesamtzahlen schlage sich in jedem einzelnen Teilbereich nieder. Die Branche zeichne sich gleichzeitig durch besonders enge Verzahnung aus und das heißt, dass sie Erfolge und Risiken gemeinsam trägt. Die Kostensteigerungen etwa in der Konzertproduktion bewirkten einerseits höhere Umsätze und setzen andererseits gerade kleinere Musikspielstätten und die Nachwuchsarbeit im Live-Bereich stark unter Druck.
Die deutsche Musikwirtschaft erwirtschaftete im Jahr 2023 Umsätze in Höhe von etwa 17,4 Milliarden Euro. Die damit verbundene Bruttowertschöpfung lag bei rund 6,6 Mrd. Euro. Damit ist die Gesamtleistung der stark untereinander verflochtenen Teilbereiche innerhalb der vergangenen fünf Jahre um 18 Prozent gewachsen (2019: 14,8 Mrd. Euro). Die Bruttowertschöpfung legte im selben Zeitraum sogar um 20 Prozent zu. Mit insgesamt 156.000 Erwerbstätigen im Jahr 2023 hat auch die Rolle der Branche als relevanter Arbeitgeber seit 2019 weiter zugenommen (plus vier Prozent).
Umsatzstärkster Teilbereich mit 5,6 Milliarden Euro Umsatz und 58.000 Erwerbstätigen sind dabei die „Musikveranstaltungen“, gefolgt von den „Musikaufnahmen“ (4,2 Mrd. Euro Umsatz und rund 23.000 Erwerbstätige) und den „Musikinstrumenten“ (2,9 Mrd. Euro bei 14.600 Erwerbstätigen). Weitere Teilbereiche sind „Musikverlage“ (610 Mio. Euro), der Musikunterricht (585 Mio. Euro), die Verwertungsgesellschaften (1,5 Mrd. Euro) und die Kreativen selbst (930 Mio. Euro). In Sachen Gehälter- und Lohnstruktur wurden in der Branche bei einer Bruttowertschöpfung von 6,6 Mrd. Euro in 2023 3,2 Mrd. Euro an Löhnen und Gehältern ausgezahlt. Im Vergleich zu 2,4 Mrd. Euro in 2019 ist das eine Zunahme von 33 Prozent.
Kollegialität und Schulterschluss zeigt sich auch in der Art und Weise, wie die Teilbereiche der Musikwirtschaft ihre Umsätze generieren: Musikunternehmen beziehen von insgesamt 10,5 Mrd. Euro an Vorleistungen (Einkäufe von Waren und Dienstleistungen) im Jahr 2023 etwa 80 Prozent, also 8,5 Mrd. Euro, von anderen Unternehmen in der Musikwirtschaft (vertikal integrierte Branche). Diese Verflechtung ist verglichen mit anderen Wirtschaftsbranchen besonders stark und während sie intern Abhängigkeiten schafft, macht sie die Musikwirtschaft gleichzeitig ein Stück weit unabhängiger gegenüber Entwicklungen in anderen Wirtschaftsbereichen.
Auch andere Branchen basieren auf den Produkten der Musikwirtschaft oder wären ohne diese undenkbar. Beispielsweise dienen Musikinhalte als wesentliche Inputs oder Musikequipment als notwendige Technik für die wirtschaftliche Aktivität in Branchen wie dem Rundfunk oder als Komplementärgüter für Konsumenten auf Musikreisen oder von Elektronikgeräten. Im Jahr 2023 lagen diese sogenannten Ausstrahlungseffekte bei etwa 28 Mrd. Euro Umsatz.
In Bezug auf die Kennzahlen der Bruttowertschöpfung und der Erwerbstätigen lassen sich Unterschiede zwischen den relativen Anteilen der verschiedenen Teilbereiche der Musikwirtschaft erkennen. Der Teilbereich Musikveranstaltungen hatte gemessen an der Bruttowertschöpfung im Jahr 2023 das größte Gewicht. Sein Anteil an der Bruttowertschöpfung der Musikwirtschaft lag bei 38 Prozent. Darauf folgten die Teilbereiche Musikinstrumente und Musikaufnahmen mit 20 Prozent, respektive 19 Prozent. Ein verändertes Bild zeigt sich, wenn man die anteilige Verteilung der Erwerbstätigen in den einzelnen Teilbereichen betrachtet. Zwar war der Teilbereich Musikveranstaltungen mit 37 Prozent aller Erwerbstätigen in der Musikwirtschaft immer noch der größte Teilbereich, danach folgen jedoch die personenstarken Teilbereiche Musikunterricht (18 Prozent), Kreative (17 Prozent) und Musikaufnahmen (15 Prozent).
Die Studie Musikwirtschaft in Deutschland 2024 wurde vom volkswirtschaftlichen Beratungsunternehmen Oxford Economics unter der Leitung von Johanna Neuhoff durchgeführt im Auftrag von Gema, GVL und führenden Branchenverbänden der Musikwirtschaft als Forum Musikwirtschaft (BDKV, BVMI, DMV, IMUC, SOMM, VUT) und EVVC. Gefördert wurde die Untersuchung von der Hamburger Behörde für Kultur und Medien und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Der Endbericht der Studie Musikwirtschaft in Deutschland 2024 ist hier abrufbar.