Rund 25.000 Besucher aus fünf Kontinenten und mehr als 100 Ländern kamen vom 19. bis 22. März zur Prolight + Sound 2024 nach Frankfurt, um sich über die aktuellen Entwicklungen in der Veranstaltungstechnik zu informieren. Noch eher selten auf dieser Messe sind Vertreter aus Eventagenturen. Wir wollten wissen, warum sie die Prolight + Sound besuchen und was sie auf der Messe interessiert. Befragt haben wir dafür Tobias Weber von der Agentur format:c aus Köln.
BlachReport: Was hat dich an der Prolight + Sound 2024 interessiert?
Tobias Weber: Die Prolight + Sound ist für mich ein Must-have Termin im Jahr, schon seit vielen Jahren, auch bevor ich in die Agenturbranche eingestiegen bin und format:c gegründet habe. Bereits vor fast zwanzig Jahren besuchte ich regelmäßig die Messe. Seitdem verfolge ich die Entwicklung der Prolight + Sound und der Musikmesse, mit der sie früher verbunden war. In diesem Jahr interessierte mich besonders, wie die neuen Ideen der letzten Jahre in Frankfurt umgesetzt wurden und wie erfolgreich diese Umsetzung war. Mein Fokus lag auf der übergeordneten Frage: Wie entwickelt sich die Messe? Welche Formate werden dort eingeführt und wie plant man ihre Zukunft?
BlachReport: Hast du die gewünschten Eindrücke und Informationen bekommen?
Tobias Weber: Absolut. Ich habe die Messe intensiv erkundet und mir die Neuerungen angesehen, insbesondere im Lichtbereich, wo beeindruckende Innovationen präsentiert wurden. Es gab auch einige Jubiläen zu feiern, wie zum Beispiel das 30-jährige Bestehen von Robe und GLP. Ich hatte zahlreiche Gespräche zu verschiedenen Themen, zum Beispiel, wie LED-Systeme noch besser im Messebereich integriert werden können.
Außerdem habe ich mir viele Shows angeschaut. Vor allem im Lichtbereich ist gigantisch, was da aufgefahren wird. Da gab es jede Menge zu sehen und auch zu lernen. Last but not least habe ich mir die Zeit genommen, um die verschiedenen Formate der Messe zu erkunden. Dieses Jahr war ich länger in Frankfurt als jemals zuvor, um auch die neu hinzugekommenen Abendveranstaltungen zu erleben.
BlachReport: Gab es Segmente in der Ausstellung, die dir gefehlt haben?
Tobias Weber: Ein wichtiger Bereich, der seit einigen Jahren unterrepräsentiert ist, ist der Audio-Bereich. Hier fehlen wirklich einige der großen Brands und viele wichtige Aussteller sind nicht mehr präsent. Was mir auch fehlt, sind die ganz jungen Start-ups im technischen Bereich, die mit neuen innovativen Lösungen ihren Platz im Markt suchen. Es wird doch in vielen Bereichen eher das große Besteck aufgefahren. Und für die kleinen smarten Lösungen, könnte man noch mehr tun. Das würde den Besuch in Frankfurt noch mal wertiger machen, wenn man ein paar Sachen sieht, die man noch nicht gesehen hat oder die man auch sonst nicht überall geboten bekommt. Ich würde mir daher eine noch stärkere Förderung von Start-ups und mehr Unterstützung für innovative Lösungen vom Messeveranstalter wünschen.
BlachReport: Wie war insgesamt dein Eindruck von der Prolight + Sound 2024?
Tobias Weber: Mein Gesamteindruck war sehr positiv. Ich habe interessante Kontakte geknüpft – auch international – und viele neue Ideen mitgenommen. Es herrschte eine überwiegend positive Stimmung, obwohl auch einige kritische Fragen zur Zukunft der Messe gestellt wurden – insbesondere im Hinblick auf die Veranstaltung in Barcelona und den neuen Wettbewerber aus dem Medienbereich in Deutschland. Ich glaube fest daran, dass die Messe weiterhin international relevant bleiben muss und ihre Vollständigkeit zurückgewinnen sollte.
BlachReport: Hast du die Networking- und Unterhaltungsangebote genutzt, und wie würdest du sie beurteilen?
Tobias Weber: Ja, ich habe diese Angebote intensiv genutzt und fand sie sehr ansprechend. Besonders die Abendveranstaltungen in verschiedenen Locations haben mir gefallen und boten eine ausgezeichnete Gelegenheit zum Networking.
In den vergangenen Jahren habe ich die Prolight + Sound wiederholt kritisiert, wobei meine Kritik stets konstruktiv und lösungsorientiert war. Es ging mir darum, den über zwei Jahrzehnte von mir gewertschätzten Tummelplatz unserer Branche zu erhalten. Nach der Corona-Pause kam ich mit Messe-Direktorin Mira Wölfel ins Gespräch. In unserem intensiven, anhaltenden Austausch wurde deutlich, dass sie großen Wert auf den Dialog mit den Ausstellern und Besuchern legt. Sie möchte wissen, was diese in Frankfurt suchen und was sie brauchen, warum auch besonders die Agenturen kaum noch vertreten sind.
Im vergangenen Jahr gab es beispielsweise einen Community-Abend im Außenbereich auf dem Messegelände, der jedoch etwas unterkühlt verlief, da es zu dieser Jahreszeit – und die Messe fand im letzten Jahr einige Wochen später statt – in Frankfurt abends noch recht frisch sein kann. Vielleicht war die Musik auch etwas zu laut, und insgesamt schien das Konzept noch nicht ganz stimmig zu sein.
Eine Besonderheit vergangener Jahre war die Einbindung der Messe in das Stadtleben, sodass man als Besucher die Stadt erlebte und gewissermaßen mitnahm, indem man sich in der Stadt bewegte.
Das wurde in diesem Jahr aufgegriffen und Community Nights an verschiedenen Orten organisiert, die jeweils um 20 Uhr oder 21 Uhr begannen und namhafte DJs als Gäste hatten. Die Veranstaltungen endeten gegen Mitternacht, denn es sollten keine endlosen Partynächte werden, die den nächsten Messetag zu sehr beeinträchtigen.
Ich habe diese Abende alle besucht. Die Messe hatte passende, teilweise noch unbekannte, Locations organisiert und zu All-inclusive eingeladen. Es war für die Besucher eine Gelegenheit, sich in Frankfurt zu treffen, zu netzwerken und gemeinsam unterwegs zu sein. Es herrschte eine bunte Vielfalt an Sprachen, und man spürte die Internationalität deutlich. Die DJs kamen gut an, und ich denke, dass dieses Konzept in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden kann.
Ich möchte noch die Angebote vor Ort auf den verschiedenen Bühnen ansprechen. Insbesondere in Halle 11.0 ist mir aufgefallen, dass viele der Themen eigentlich ein größeres Publikum verdienen. Es ging beispielsweise um Qualität in der Veranstaltungstechnik in Zusammenhang mit der DPVT und dem Einstieg vom TÜV Rheinland, sowie um den KI-Einsatz im Fernsehbereich, welche Auswirkungen sie hat und ob sie möglicherweise neue Positionen schafft oder alte ersetzt. Diese Themen waren äußerst spannend, und ich denke, dass sie mehr Aufmerksamkeit bekommen sollten. Messen werden meiner Meinung nach in Zukunft immer wichtigere Orte des Netzwerkens und der aktiven Weiterbildung sein.
BlachReport: Wie war die Awardzeremonie für Opus und Sinus?
Tobias Weber: Die Veranstaltung war dieses Jahr mehr in Richtung Gala ausgerichtet und fand mit rund 100 geladenen Gästen im Steigenberger Icon im Frankfurter Hof statt. Es war ein festlicher und unterhaltsamer Abend, der in puncto Award-Glamour sicher in die richtige Richtung ging.
Mit der Award-Verleihung hat man in den letzten Jahren in Frankfurt immer wieder Schwierigkeiten gehabt, da man nicht genau zu wissen schien, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln sollte. Letztes Jahr fand es mehr oder weniger zwischen den Messeständen statt. Für dieses Jahr hat man sich entschieden, dem Event definitiv mehr Gala, mehr Glamour und mehr Stil zu gönnen. Die Atmosphäre war durchweg elegant, die Moderation war unterhaltsam, und Vertreter der Messe Frankfurt sowie verschiedener Fachmagazine und Verbände waren anwesend.
Besonders erfreulich war, dass die Kollegen von Opus-Preisträger ‚Falling in Love‘ aus dem Friedrichstadtpalast in Berlin ebenfalls vor Ort waren. Oftmals sind die Preisträger dieser Awards leider nicht anwesend, aber in diesem Fall konnten wir uns gemeinsam über ihre Auszeichnung freuen. Auch Vertreter von ‚The Sphere‘ in Las Vegas, die den Sinus Award für System Integration gewonnen hat, waren anwesend. Es wurde sogar ein Video aus Las Vegas geschickt, was dem Event einen Hauch von Gala-Glamour verlieh.
Eine Möglichkeit zur Verbesserung wäre vielleicht, die Laudatio und die Festlichkeiten noch stimmiger zu gestalten. Als Regisseur fehlten mir persönlich ein paar musikalische Einspielungen beziehungsweise Jingles, wenn die Preisträger auf die Bühne traten. Schließlich kommt hier die Show-Branche zusammen – da wäre etwas mehr Show durchaus angebracht.
BlachReport: Wirst du die Messe wieder besuchen, und was erwartest du von ihrer weiteren Entwicklung?
Tobias Weber: Es gibt verschiedene Aspekte, auf die ich gerne in mehreren Abschnitten antworten möchte. Erstens, es steht außer Frage, dass ich die Prolight + Sound erneut besuchen werde. Sie begleitet mich schon seit langem in meinem beruflichen Leben und hat daher einen besonderen Platz in meinem Messekalender, sowohl persönlich als auch fachlich. Ich bin der Meinung, dass wir als Branchen-Menschen vor Ort und aktiv dabei sein müssen und nicht nur von der Couch aus kritisieren sollten. Es sollte in unserem Interesse sein, eine solche internationale Messe auch hier am wichtigen und mächtigen Event-Standort Deutschland zu erhalten.
Des Weiteren interessiert mich sehr, wie die aktuellen Entwicklungen auf der Messe kommuniziert werden. Nach den turbulenten Jahren verdient sie es, in ruhigere Gewässer zu gelangen, um schrittweise wieder auf- und auszubauen. Ich glaube fest daran, dass dies notwendig ist, wenn man den Erfolg der Messe, auch mit ihren Ablegern in China, betrachtet. Hier in Deutschland und Europa sollte die Messe wieder als wichtiger Treffpunkt für Branchenpolitik und -innovationen etabliert werden.
Jedoch müssen dafür noch einige Schritte unternommen werden. Frankfurt ist insgesamt auf einem guten Weg, aber es sollte mutiger und schneller experimentiert werden. Das ist meine Überzeugung. Letztendlich wird die Messe auch wieder ein interessanter Ort für eine erweiterte Branche sein, nicht nur für Technik-Nerds, die sich für die neuesten Geräte und Materialien interessieren, sondern auch für Agenturen und Anwender im Theater und bei Konzerten.
Es wäre sinnvoll, Agenturen und Technik zusammenzubringen, um über bestimmte Themen zu sprechen. Auch der Theaterbereich könnte noch stärker – auch inhaltlich – integriert werden, da er viele Gemeinsamkeiten mit der Veranstaltungstechnik aufweist. Die Verknüpfung dieser Themen und die Förderung des Austauschs untereinander werden dazu führen, dass mehr Agenturen, Theaterleute und kreative Persönlichkeiten die Messe besuchen und für sich entdecken.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Aus- und Weiterbildung. Bei format:c nehmen wir seit unserer Gründung vor zehn Jahren unsere Auszubildenden direkt mit auf die Messe. Es ist wichtig für uns, dass das Interesse der jungen Menschen durch die Inszenierungen und technischen Möglichkeiten geweckt wird. Für junge Leute ist die Messe eine spannende Gelegenheit, um einen Einblick in die Vielfalt der technischen Möglichkeiten zu erhalten und zu verstehen, was alles machbar ist und wie es in das Budget passt. Ein solcher Messebesuch ist daher für den Einstieg in die Branche und für die Entwicklung technischen Verständnisses von großer Bedeutung.
BlachReport: Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.